Newsletter zum Jahresende und ein kleiner Ausblick auf 2022
Newsletter zum Jahresende und ein kleiner Ausblick auf 2022
Liebe Freund*innen, Familie und Genoss*innen,
wir hoffen, ihr habt erholsame Feiertage gehabt! Wir wollen mit unserem letzten Newsletter für 2021 noch einmal von einigen wichtigen Entwicklungen bei uns berichten und euch mit viel Motivation, Glückwünschen und Schwung ins neue Jahr begleiten.
In unseren beiden Projektbereichen, Andalusien und Kuba, ist eine Menge passiert und auch unser Büro ist in der Umgestaltung. Hier erfolgt daher zunächst ein Themenüberblick.
Wir wünschen euch einen guten Rutsch und viel Spaß beim Lesen!
Überblick
1. Projektbereich Kuba
1.1 Die Brigade diesen Sommer und anschließende Auswertung
2.2 Besuch im Baskenland
2.3 Aufruf: Beteiligt euch an den Kuba-Brigaden im März/ April und Sommer 2022
2.4 Sach-/Spendenaufruf für die zweite Bauphase
2. Projektbereich Andalusien
2.1 Kurzbericht – Arbeitsrechtsverletzungen bei Eurosol
2.2 Filmprojekt – Früchte des Widerstands
3. Interbrigadas goes InterBüro
1. Projektbereich Kuba
1.1 Die Brigade diesen Sommer und anschließende Auswertung
2021 war trotz der Pandemie ein sehr ereignisreiches und aktives Jahr für den Projektbereich Kuba. Mit vier Genoss*innen aus Berlin konnten wir diesen Sommer in Viñales auf Kuba mit unserem Projektpartner „Ventana al Valle“, den Aufbau eines internationalen und kommunalen Zentrums beginnen. Die erste Bauphase haben wir erfolgreich abgeschlossen. Die Berichte dazu findet ihr hier ([1], [2], [3]). Wir danken allen Spender*innen, die uns mit Werkzeug unterstützt, oder finanziell geholfen haben!!! Dank euch war dies alles möglich!
Zudem danken wir allen Spender*innen für die Unterstützung beim Zusammenstellen eines kleinen Kontingents an Spritzen, die wir für Kuba eingekauft haben (dies war der Flaschenhals der jetzt sehr erfolgreichen Impfkampagne auf der Insel)!
Der erfolgreiche Abschluss der ersten Phase, vor allem aber auch die Proteste, die im Juli 2021 in Kuba zeitgleich zu unserer Brigade stattfanden, gaben uns Anlass dazu eine Infoveranstaltung zu Kuba zu organisieren.
Die Veranstaltung in der Hellen Panke am 28.10.21 war trotz Corona sehr gut besucht und führte zu regen Debatten. Wie ihr sicherlich bemerkt habt, folgte auf die Straßenproteste in verschiedenen Orten in Kuba, ein internationales Medienecho. Um diesen oft verkürzten Darstellungen und Denkschablonen etwas entgegenzusetzen, wollten wir bei dieser Veranstaltung sowohl eine ökonomisch fundierte Analyse, als auch Stimmen von vor Ort und unsere Eindrücke wiedergeben.
Ersteres leistete Marcel Kunzmann mit einem einstündigen Vortrag über die jüngsten Wirtschaftsreformen. Den Mitschnitt, mit eingeblendeten Vortragsfolien, haben wir verlinkt: Die jüngsten Wirtschaftsreformen auf Kuba – im Kontext von Protesten, Pandemie und Blockade.
Neben unseren Erfahrungsberichten haben wir auch einen Zusammenschnitt von Positionen verschiedener Basisaktivist*innen des Projektes in Kuba gezeigt. Diesen könnt ihr euch hier (mit deutschen Untertiteln) anschauen: Aktivist*innen von “Ventana al Valle”: Die Situation in Kuba und ihre möglichen Lösungen.
Videoreihe zur Brigade
Wir haben sehr viel während der ersten Baubrigade gefilmt und schneiden nun eine Videoreihe zu eurem Genuss und um die Arbeit besser vermitteln zu können.
Die ersten beiden Episoden sind bereits online. Viel Spaß beim Anschauen:
→ Wenn einer gefällt wird, pflanzen wir zwei! – 1. Episode der Kubabrigade Celia Sánchez 2021
→ Wir studieren das Permakulturgrundstück – 2. Episode der Kubabrigade Celia Sánchez
2.2 Besuch im Baskenland
Vom 14.10. bis zum 21.10.2021 besuchten wir mit dem Projektbereich Kuba das Baskenland. Grund hierfür war, dass das Projekt „Ventana al Valle“, was wir in Kuba unterstützen, schon seit den 90ern Anlaufstelle für baskische Solidaritätsarbeit und politischen Austausch ist und scherzhaft auch die baskische Botschaft in Kuba genannt wird. Wir wollten den baskischen Genoss*innen unsere Kubasolidaritätsarbeit vorstellen sowie die baskische Basisorganisation „Red de apoyo mutuo“ kennenlernen. Schließlich haben wir Möglichkeiten für gemeinsame Brigaden auf Kuba besprochen.
Bilder zur politischen Tour und zur Infoveranstaltung, die wir über das Projekt in Bilbao realisiert haben, findet ihr hier in einem ausführlicheren Bericht: Interbrigadas auf Vernetzungstreffen im Baskenland.
Ein Teil der Tour war der Besuch der Soli-Organisation Euskadi-Cuba, die einen Internetfernsehkanal betreiben und sogleich mit uns ein Interview gemacht haben (auf Spanisch):
“Nuestra experiencia militante en Cuba nos hace reflexionar sobre nuestra propia realidad”
2.3 Aufruf: Beteiligt euch an den Kuba-Brigaden im März/ April und Sommer 2022
Wir planen im Jahr 2022 zwei Brigaden nach Kuba. Eine im Zeitraum März/April und eine zweite im Zeitraum Juli bis September, mit jeweils der Dauer eines Monats innerhalb der Semesterferien.
Die Ziele der Brigaden sind:
1. Bepflanzung des Fruchtwaldes im Tal von Viñales mit verschiedensten Obstsorten nach permakulturellem Design.
2. Ausbau der Brigadeunterkunft (Verputzen der Innen- und Außenwände) und Installation der Elektrik im Veranstaltungsort [Zweite Bauphase].
Wir wollen für die Brigade im März/April ein Team von 10 Menschen zusammenstellen. Aller Wahrscheinlichkeit nach werden auch Bask*innen dabei sein. Wenn ihr an einer Brigade teilnehmen wollt, dann schreibt uns eine Mail (info@interbrigadas.org) und stellt euch kurz vor. Da wir uns in der Aufbauphase des Projektes befinden, suchen wir momentan Menschen welche eine dieser Fähigkeiten mitbringen: Spanischkenntnisse, Arbeit im Bereich des Internationalismus, handwerkliche Kenntnisse und/oder Wissen über Landwirtschaft/ Permakultur. Die Brigade erfolgt unter der 2G-Regel.
Falls Ihr an sich Lust habt an unserer Soliarbeit teilzunehmen, dann kommt doch Donnerstag zum Plenum vorbei (Genter Straße 60) oder schreibt uns eine E-Mail (info@interbrigadas.org). Für die Brigaden wird es ein Vorbereitungsprogramm geben und wir werden aktuellen Entwicklungen der Insel kritisch-solidarisch diskutieren.
2.4 Sach-/Spendenaufruf für die zweite Bauphase
Für die zweite Bauphase und für das Permakulturgrundstück brauchen wir wieder etwas Unterstützung. Wir benötigen zur Realisierung folgende Materialien:
-
Dübel, Schrauben, Nägel
-
eine Lötstation, Akkuschrauber, Bit-Set
-
Wasserwaage, Maßbänder, Zimmermannsbleistifte, Japan-Sägen, Stemmeisen
-
Werkzeuge und Geräte zum Verputzen (Maurerkelle, Reibebrett, Ansatzkelle, Fugenkelle)
-
Elektrik (Lichtschalter, Steckdosen, Sicherungen, Elektriker-Schraubendreher, 5-Adrige Kabel, Kabeltrommel)
Zudem wollen wir einige LED-Scheinwerfer kaufen, um den Veranstaltungsort ausleuchten zu können.
Falls ihr solche Materialien über habt oder wisst wo wir sie finden können, dann meldet euch bitte mit einer kurzen E-Mail an: info@interbrigadas.org ggf. auch mit Fotos, damit wir den Bedarf klären können. Die Spenden können dann bei uns im Büro (Genter Str. 60, Berlin) abgegeben und quittiert werden.
2. Projektbereich Andalusien
2.1 Kurzbericht – Arbeitsrechtsverletzungen bei Eurosol
Bei dem Gemüseproduzenten Eurosol kam es in den vergangenen Monaten erneut zu gravierenden Arbeitsrechtsverletzungen, nachdem sich die Situation im Betrieb nach einem erfolgreichen Streik und internationalem Druck im Jahr 2018 deutlich verbessert hatte. Nach wie vor schweigen Lidl Deutschland, Migors, Alber Heijn und GLOBALG.A.P zu den bekannten Vorwürfen der Arbeiter*innen von Eurosol. Vor allem die gewerkschaftlich organisierten Beschäftigten werden am Arbeitsplatz von der Unternehmensleitung und den Vorarbeitern systematisch diskriminiert, benachteiligt und unter Druck gesetzt.
Die gewerkschaftlich organisierten Beschäftigten bei Eurosol fordern deshalb ein sofortiges Ende aller diskriminierenden Praktiken von Seiten der Geschäftsführung, Bereitstellung eines weiteren Transportmittels, das Ende der rassistisch motivierten Segregation von Kolleg*innen am Arbeitsplatz, die gesetzlich garantierte Auszahlung von Pausenzeiten und Überstunden sowie die Wiedereinberufung des 2019 gewählten Betriebsrats.
Die gewissenhafte Arbeit des Betriebsrats wurde aktiv verhindert, indem bspw. Anfragen ignoriert und verpflichtende Auskünfte nicht erteilt wurden. Die Strategie des Unternehmens war eindeutig: Neue Arbeiter*innen wurden eingestellt und alte gewerkschaftsnahe Beschäftigte wurden entlassen. So wurde die Basis des Betriebs Schritt für Schritt erodiert, bis 2021 der Betriebsrat einseitig und unrechtmäßig mit den Stimmen neu eingestellter Arbeiter*innen aufgelöst wurde.
Besonders beschämend ist die Rolle der Gewerkschaft CC.OO ALMERÍA, die nun die neue Betriebsratswahl, die am kommenden Donnerstag stattfinden wird, initiierte. Ohne eine Verwurzelung unter den Beschäftigten zu haben und sich für Verbesserungen im Betrieb einzusetzen, strebt die CC.OO die Mehrheit der Betriebsratsdelegierten an. Seit Jahren beobachten wir wie die CC.OO aber auch die UGT Ayto Almeria um Betriebsratsdelegierte buhlen, dafür mit zweifelhaften Unternehmen paktieren und dadurch gravierende Arbeitsrechtsverletzungen unter den Tisch kehren.
Für die hiesigen Supermarktketten sind Gewerkschaften, wie CC.OO oder die UGT in vielen Fällen die Ansprechpartner*innen, obwohl sie oftmals keinen Bezug zu den jeweiligen Belegschaften haben.
Hier unser Hintergrundartikel zu den Arbeitsrechtsverletzungen bei Eurosol:
https://www.interbrigadas.org/betriebsrat-unter-bedraengnis-der-fall-eurosol/
Wir schließen uns den Forderungen der Belegschaft und der Gewerkschaft an!
2.2 Filmprojekt – Früchte des Widerstands
Erschöpft und glücklich sind unsere Leute aus Almería vor knapp zwei Wochen wieder in Berlin gelandet. Im Gepäck haben sie viel gutes Material für Ton und Video mitgebracht, ihre Köpfe und Körper sind voll mit gemachten Erfahrungen und Gefühlen und in den Koffern versteckten sich ein zwei andalusische Mitbringsel.
Zuerst wollten wir uns bei allen Menschen ganz doll bedanken für die unterschiedliche Unterstützung, welche das Projekt möglich gemacht haben. Auch da einen besonderen Dank an die Menschen, die uns finanziell unterstützt haben. DANKE! Durch eure finanzielle Unterstützung ist es uns erst möglich geworden auch einen Film auf einer professionellen Ebene zu denken und zu entwickeln. Wir möchten auch der Stiftung Menschwenwürde und Arbeitswelt sowie der Rosa-Luxemburg-Stiftung für ihre finanzielle Förderung danken.
Es war eine aufregende, aufwühlende und erfolgreiche Zeit. Die politische Situationen vor Ort und die herrschenden Systeme haben an einigen Stellen, die Gruppe unter sich, aber auch die Gruppe im Verhältnis mit der Umgebung vor Ort herausgefordert. Die Erfahrungen, Einschätzungen und Gedanken, die in den Interviews mit unseren Freund*innen und Genoss*innen ihren Ausdruck finden, verdeutlichen diese Spannungsverhältnisse, in denen wir uns alle bewegen. Gleichzeitig sind sie voll von widerständigen Ausdrücken und emanzipatorischen Vorstellungen von einer gerechten und befreiten Landwirtschaft. Wir haben mit migrantischen Personen gesprochen, die in Almería aufgewachsen sind und den landwirtschaftlichen Wandel zum Plastikmeer miterlebt haben, von alltäglichen Diskriminierungen betroffen sind, fest verankert in Kiezstrukturen leben und im Austausch mit Anderen und anderen politischen Gruppen aus Almería Räume und Netzwerke des politischen Widerstands aufbauen im Kiez und darüber hinaus. Wir haben mit migrantischen Personen geredet, die in der industrialisierten Landwirtschaft in den Gewächshäusern und Abpackhallen in Almería Region arbeiten und die gewerkschaftlich bei der SOC-SAT organisiert sind, Arbeitskämpfe geführt haben und weiter kämpfen, die uns von ihren persönlichen Erfahrungen erzählt haben und über die strukturellen Missstände und Ausbeutung berichten. Wir haben mit Personen gesprochen, die über die Kriminalisierung der Gewerkschaftsarbeit sprechen, aus unterschiedlichen Perspektiven und was dies für das alltägliche Leben und die Utopie des befreiten Lebens bedeutet.
Nun liegt ein Teil des Projektes hinter uns und wir blicken für das kommende Jahr auf die Postproduktion, Verbreitung und politische Einordnung der Videos – sowohl für Unterstützung von Arbeitskämpfen, der gewerkschaftlichen Organisierung der SOC-SAT und gegen die anhaltende Unterdrückung, Ausbeutung und Diskriminierung, als auch für die Verbreitung und Anregung zum kritischen Hinterfragen und Handeln.
Wir blicken gespannt auf die Früchte, die dieses Projekt noch tragen wird. Danke.
3. Interbrigadas goes InterBüro
Bei uns stehen für das Jahr 2022 spannende Veränderungen an. Ein neues Kapitel für unser Büro in Berlin wird beginnen. Nach sieben Jahren Vereinsgeschehen in der Genter Straße im Wedding wird unser Raum nun in einer neuen Struktur aufgehen: dem InterBüro. Gemeinsam mit der Stadtteilorganisation HändeWegVomWedding (HWVW) haben wir dazu im letzten Jahr bereits viel Arbeit investiert. Es ging zunächst vor allem um die finanzielle Grundlage für das erste Jahr, die Struktur des Raumes sowie die grundlegende Ausrichtung. Zusammen mit HWVW und weiteren Gruppen möchten wir hier einen lebendigen Ort für den Internationalismus aufbauen, der jenseits der politischen Konjunktur nachhaltige Anknüpfungspunkte hier und andernorts schafft. Wir freuen uns sehr über diesen großen Schritt und schauen mit Vorfreude und Spannung auf diese Entwicklung. Mehr Infos über Möglichkeiten das InterBüro zu unterstützen folgen in Kürze. Bis dahin erreicht ihr das InterBüro unter interbuero@interbrigadas.org