2.Bericht der Brigade Celia Sánchez: Ausbau des Projektes Ventana al Valle schreitet voran
Ausbau des Projektes Ventana al Valle schreitet voran
Vorwort zu den Protesten und ihrem Medienecho
Wie ihr alle mitbekommen habt, gab es ein paar aufgewühlte Tage. Die Proteste die in Havanna und in kleinerem Rahmen in anderen Städten stattgefunden haben, hatten ein starkes mediales Nachspiel. Nach unserer Einschätzung spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, wie es dazu kam. Wir würden am liebsten auf einer Infoveranstaltung berichten, um welche Personen es sich dabei mehrheitlich handelt und diskutieren, was dies für die Zukunft bedeuten mag. Gerade die wirtschaftlichen Herausforderungen werden ja schon seit Jahren in Kuba breit diskutiert und versucht in der Wirtschaftsreform seit Januar 2021 anzugehen. Hier verlinken wir euch schon mal ein paar Analysen, die zur aktuellen Situation erschienen sind und die eine Grundlage für eine sinnvolle Diskussion darstellen können:
Spanischsprachige Einschätzungen verschiedener politischer Beobachter:
Die Situation, wie wir sie wahrnehmen, hat sich bisher entspannt, allerdings erreicht uns gerade die Nachricht, dass um den 26 Juli herum neue Proteste angekündigt wurden und dass wohl einige sehr abenteuerlustige Exilkuberaner sich mit Booten auf den Weg hierher machen wollen. Die Kubaner*innen die wir hier kennen, führen (wie eigentlich immer) sehr lebhafte Diskussionen von unterschiedlichen Standpunkten aus. Eine Einmischung, gar Intervention von Außen verbitten sich aber alle.
Hochmotiviert und alle Hand zu tun
In Viñales, bzw. im Westen Kubas gab es zeitgleich Stromausfälle, da sich Generatoren des Stromwerks in Matanza in Reparatur befanden. Diese Arbeiten wurden vor einer Woche abgeschlossen, seit dem fließt der Strom wieder und wir können den Morgenkaffee wieder per Induktion zubereiten.
Aber auch mit dem auf Holzscheiten zubereiteten Kaffee haben wir mit viel Lust in die Tage gestartet und verschiedenste Arbeiten ausgeführt. Auf dem Projektgrundstück wurden eine Kräuterspirale gebaut und dauerhafte Beete angelegt, auf denen jetzt saisonales Gemüse angebaut werden soll.
Auf dem agroökologischen Grundstück wurde der Wasserspeicher weiter gegraben und fertiggestellt. Wir haben ein Rohr versenkt, mit dem wir nun in der Trockenzeit vom höher gelegenen Teich das Wasser für die Fruchtbäume weiter unten bereitstellen können. Parallel zu dieser anstrengenden Grabungsarbeit, haben wir im Projekt mit spezieller Farbe eine abwaschbare Tafel gestrichen, um unsere Treffen strukturierter abhalten zu können und diese auch gleich genutzt.
Außerdem mussten weitere Bäume beschnitten werden, damit das Dach genügend Platz hat und keine Blätter von umstehenden Bäume auf dem Palmendach verrotten und dieses dadurch beschädigen.
Vorbereitung des Baus des Dachstuhls
Der Bau des Dachstuhls, welcher den Veranstaltungsort des Projektes überspannen wird, wurde nun intensiv vorbereitet. Mit dem Zimmermann wurde das Design durchgegangen und der Materialverbrauch berechnet. Zudem wurden Zementblöcke gekauft, um die Giebelseiten des Daches zu mauern. Ein besonderer Aufwand war es an das notwendige Holz zu kommen. Mit unseren jetzigen Erfahrungen können wir euch den Ablauf schildern, wie wir an Holz in Kuba gekommen sind:
Schritt 1: Man braucht einen Bauern mit einem Pinienwald, da diese die Berechtigung haben einmal Jahr Holz selektiv zu schlagen.
Schritt 2: Beim Agrarministerium wird ein Antrag gestellt, dieses Holz fällen zu dürfen. Auf dem Antrag müssen der lokale Förster und der Chef der Vertriebskooperative zu dem der Bauer gehört unterschreiben. Prioritär werden im Moment Anträge bewilligt, die von Personen gestellt werden, die damit ihr Haus ausbessern wollen oder für soziale Projekten wie in unserem Fall.
Schritt 3: Man sucht einen Menschen mit Motorsäge und fällt die Bäume. Die abstehenden Äste müssen per Machete abgetrennt werden. Die Stämme werden an den Wegesrand gelegt. In unserem Fall waren es 55 Bäume.
Schritt 4: Man sucht sich einen Traktorfahrer und stellt noch einen Antrag, um das geschlagene Holz abholen zu dürfen. Vermerkt werden muss das Nummernschild des Traktors und an welche Adresse das Holz geliefert wird. Die Stämme werden per Hand verladen, aufgrund fehlender Maschinerie.
Der Ablauf scheint zwar aufwendig, soll aber verhindern, das Holz illegal geschlagen, bzw. weiterverkauft wird. Allerdings braucht man für einen Dachstuhl auch noch weitere Materialien. Durch die Eingeschränkte wirtschaftliche Situation sind Baumaterialien alles andere als leicht aufzutreiben. Für einen Sack Zement haben wir mindestens 30 Leute kontaktiert und Nägel gibt es auch nicht einfach im Baumarkt zu kaufen. Aber mit viel Geduld und Ruhe, regeln sich die Sachen dann doch irgendwann. Entschleunigung, Re- und Upcycling sind in Kuba keine Modeerscheinung 😉
Von unseren Erfahrungen mit den nächsten Schritten (das Holz schälen, den Dachstuhl aufsetzen, Mauern und schließlich die Palmenwedel anbringen) werden wir euch im nächsten Post berichten.
Zudem wollen wir über 30 Bäume auf dem agroökologischen Grundstück pflanzen.
Wir sind gespannt ob alles klappt!