Aufruf zur Teilnahme an der Herbstbrigade nach Andalusien 2017

12. Juni 2017|Ankündigungen

Es ist noch nicht lange her, dass wir 2013 das erste Mal eine Brigade in den Süden Spaniens nach Andalusien mit zwei Folgebrigaden (2016 & 2017) organisierten. Die Erinnerungen und die eindringlichen Erlebnisse sind noch nicht verblasst, die wir auf den Feldern und in den Gewächshäusern zusammen mit den Arbeiter*innen und Genoss*innen der Landarbeiter*innengewerkschaft SAT (Sindicato Andaluz de Trabajadores) und Kooperativen auf besetzten Ländereien gemacht haben. Die prekären Arbeits- und Lebensumstände der oftmals immigrierten Arbeiter*innen sind schockierend. Ein großer Teil des in Deutschland konsumierten Gemüses und auch Bio-Gemüses, wird unter diesen Bedingungen hergestellt. Als Tagelöhner*innen, teilweise ohne Papiere und ohne rechtlichen Schutz, sind sie der Willkür und den Schikanen der Landwirte ausgesetzt. Der hohe Konkurrenzdruck im Agrarsektor wird dann angeführt, um die eigene Verantwortung und Schuld von sich zu weisen.

Dieser scheinbar ausweglosen Situation stellt sich eine kleine Anzahl von Gerwerkschaftsaktivist*innen der SAT Almería entgegen. Tagtäglicher Protest, gegen Arbeitsrechtsverletzungen, Besetzungen von Gewächshäusern und brach liegenden Ländereien auf denen ökologisch gemeinschaftliche Produktionsformen erprobt werden, gehören zum Reportoire der SAT in Andalusien.

Auf 35.000 Hektar Gesamtfläche stehen in der Region Almeria so viele Treibhäuser wie nirgendwo sonst in der Europäischen Union.

Dabei ist auch die Zusammenarbeit über die Ländergrenzen hinweg entlang der Lieferketten von großer Bedeutung. So hat die schweizerische Bio-Supermarktkette Coop ihre Zertifizierung von Bio-Produkten erweitert und ihre Lieferanten zu fairen Löhnen und Arbeitsbedingungen gezwungen, nachdem internationale Delegationen die Region um Almería besuchten und in der Schweiz Artikel zur Lage in Andalusien veröffentlichten.

Die SAT ist in vielen Teilen Andalusiens aktiv. Unser Fokus liegt im sogenannten Plastikmeer von Almería. Hier schuften circa 80.000 größtenteils Migrant*innen aus Marokko, der Subsahara und Osteuropa unter unsäglichen Bedingungen, bei Entlohnung weit unterhalb des gesetzlichen Mindestlohn, ohne Papiere, ohne reguläre Arbeitsverträge mit Kranken- und Sozialversicherung und ohne Schutzbekleidung. Unser Ziel ist es die Arbeit der SAT Almería und die Selbstorganisation von Arbeiter*innen nachhaltig zu unterstützen.

Auf der letzten Brigade organisierten wir Sprach- und Theaterkurse sowie Workshops zu visueller Kommunikation. Teile des Programms waren in das dortige “Programa de la Mujer” integriert, einem Kursprogramm, das explizit für migrantische Arbeiterinnen angeboten wird.

Spanischkurse für Migrant*innen sind essentiell für ein gewerkschaftliches Engagement. Viele migrantische Arbeiter*innen sind Analphabeten und sprechen nur gebrochen Spanisch.

Parallel dazu führten wir Recherchen zu Produktions- und Arbeitsbedingungen sowie den Lieferketten durch. Des weiteren unterstützten wir die SAT bei Arbeitskämpfen (folgendes Video entstand auf unserer letzten Brigade: Gewerkschaftskampf im Plastikmeer), organisierten Filmabende und Diskussions-runden und malten Wandbilder. Um die Kontinuität unserer Arbeit vor Ort zu gewährleisten wird die nächste Brigade Mitte September bis Mitte Oktober stattfinden. Das Brigadeprogramm wird sich an dem der letzten Brigade orientieren und in enger Absprache mit unseren Genoss*innen in Almería, weiterentwickelt.

Im vergangenen März unterstützten wir einen Arbeitskampf von 22 marokkanischen Arbeiter*innen, die auf Grund ihres gewerkschaftlichen Engagements entlassen wurden.

Gemeinsam diskutieren wir konkrete Konsequenzen unseres strategischen Engagements. Wer sich für eine Teilnahme interessiert, meldet sich bitte bis spätestens 05. Juli unter info@interbrigadas.org bei uns. Bedingung für die Teilnahme ist ein konstantes Engagement bei der Vorbereitung. Außerdem werden Spanisch- und/oder Arabischkenntnisse vorausgesetzt. Arabischkenntnisse wären für die Brigade eine große Unterstützung. Aber auch Französischkenntnisse können hilfreich sein.

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