Newsletter November 2018

16. November 2018|Newsletter

Liebe Freund*innen,

hinter uns liegt ein aufregender Oktober mit der Rückkehr der Brigade Saïda Menebhi, insgesamt fünf Filmvorführungen und zwei Infoveranstaltungen an verschiedenen Orten in Deutschland. Doch das traurige Ergebnis der Wahlen in Brasilien überschattet den Oktober. Der sich auch in Lateinamerika seit längerem abzeichnende Rechtsruck hat mit der Wahl des Ultrarechten Jair Bolsonaros zum brasilianischen Präsidenten ein Extrem erreicht, das bisher nur in den USA und Europa zu verorten war.

Von anderer Seite gibt es aber auch gute Neuigkeiten, die wir in diesem kurzen Newsletter vermelden wollen. Der Cerro Líbertad, eine von April 2017 bis April 2018 durch die SAT in der andalusischen Provinz Jaen besetzte und bewirtschaftete Finca, hat im vergangenen Monat wieder ihren Betrieb aufgenommen. Sie haben nach der Räumung durch die spanische Polizei im März dieses Jahres nun vorerst ein Pachtverhältnis von der baskischen Bank BBVA angeboten bekommen, bis diese einen neuen Käufer für das Land gefunden haben. Während auf dem Cerro Líbertad die Saison gerade erst beginnt, haben wir aus einer Kooperative der SAT-Morón bereits Olivenöl geliefert bekommen, das in unserem Büro auf euch wartet. Aber dazu mehr weiter unten…

Auch die Vorbereitungen für die nächste Brigade im März beginnen und wir rufen zur Teilnahme auf.

1964 – Nunca mais? Brasilien vor dem Rollback: Extreme Rechte gewinnt Wahlen

1964 putschte das Militär in Brasilien und erst vor kurzem jährte sich dieses folgenschwere Ereignis zum 50. Mal. Landesweit gab es Ausstellungen und ein kritisches Gedenken, denen ein „nunca mais“ (nie wieder) eingeschrieben war. Doch nach einer langen Ära der Regierung der Arbeiterpartei Brasiliens (PT) mit dem populären Kanditaten Luiz Inácio Lula da Silva und seiner Nachfolgerin Dilma Rousseff werden nach den Ergebnissen der Wahlen in Brasilien am 28.10. wieder böse Erinnerungen wach. Der Sieg des ultra-rechten Kanditaten Jair Bolsonaro reiht sich ein in einen Rechtsruck, der in den letzten Jahren in weiten Teilen der Welt geschehen ist. Besonders besorgniserregend sind diese Entwicklungen aber in dem Land mit der größten sozialen Bewegung weltweit, der Landlosenbewegung MST (Movimento dos Trabalhadores Rurais Sem Terra).

“#Der nicht.” Proteste gegen Bolsonaro vor den Wahlen (Foto: Caco Argemi CPERS/ Sindicato)

Noch im Oktober 2015 empfingen wir Vertreter*innen der MST-Bewegung auf unserer Internationalismuskonferenz, heute drei Jahre später hat Jair Bolsonaro nun angekündigt die Bewegung als terroristische Vereinigung einstufen zu lassen. Dies wird für sie in Zukunft starke Repressionen zur Folge haben. Es gibt Aussagen aus Militärkreisen, dass Bolsonaros Kandidatur strategisch vom Militär aufgebaut wurde und er massive Unterstützung aus diesen Strukturen erfuhr. Der Posten des Verteidigungsministers wurde bereits an einen General vergeben. Doch nicht nur der Landlosenbewegung, sondern der Linken im generellen hat der zukünftige Präsident den Krieg erklärt und die Mitglieder seines Kabinetts stehen da ganz auf seiner Linie. Wir solidarisieren uns mit der MST und allen anderen brasilianischen Aktivist*innen die von der neuen Regierung kriminalisiert werden sollen.

Nun gilt es nach dem ersten Schreck auch öffentlich Druck auf unsere sowie die brasilianische Regierung auszuüben, damit Bolsonaro es so schwer wie möglich hat und die schlimmsten Auswüchse verhindert werden können. Es gilt zu abzuwenden, dass sich eine Politik im Geiste der Militärdiktatur von 1964 im 21. Jahrhundert rehabilitieren kann. Es lohnt sich also auch einen Blick zu werfen auf die Aktivitäten der Solidaritätsbewegung und wieder anzuknüpfen an die lange Tradition der internationalen Solidarität mit Lateinamerika.

Zur aktuellen Analyse und Hintergrund findet ihr unten zwei Artikel aus dem Online-Nachrichtenmagazin amerika21 sowie den Link zu einem Programmheft der „Nunca Mais“ Brasilientage aus dem Jahr 2014 mit interessanten Berichten, Filmtipps zum Thema Militärdiktarur in Brasilien und auch zur internationalen Solidarität.

Mario Schenk: Rechtsextremer Bolsonaro – Zögling des Militärs in Brasilien

https://amerika21.de/analyse/216390/bolsonaro-instrument-militaers

German Foreign Policy: Brasilien: Der Chicago Boy und sein Präsident

https://amerika21.de/analyse/216797/brasilien-chicago-boy-praesident

Programmheft Nunca Mais Brasilientage (2014):

https://www.fdcl.org/wp-content/uploads/2014/03/nunca-mais-brasilientage-2014-programmheft.pdf

 

Verkauf von solidarischem Olivenöl aus Moron

Eine Zentrifuge in der Olivenölkooperative von Morón

Seit Anfang des Monats haben wir wieder eine Ladung solidarisches Olivenöl der Kooperative Huertoliva bei uns im Büro, die wir auch auf der letzten Brigade besucht haben. Die Mitglieder der Kooperative aus Morón de la Frontera sind aktiv bei der andalusischen Basisgewerkschaft SAT. Das Öl wird direkt gewonnen aus traditionellen regionalen Olivensorten (Morona, Manzanilla fina, Lechin etc.) mit mechanischen Verfahren in erster Pressung. Huertoliva ist ein Projekt der solidarischen Ökonomie. Viele Kleinbauern bringen ihre Oliven in die Mühle der Kooperative und erzielen höhere Preise im Vergleich zu den Großabnehmern der Region. Pro verkauftem Liter fließen drei Euro in die Repressionskasse der SAT. So werden laufende Gerichtsverfahren, Strafzahlungen und Streikgeld ausgezahlt. Wenn ihr also gleichzeitig spanisches Olivenöl genießen und die andalusische Landarbeiter*innen Gewerkschaft unterstützen wollt, könnt ihr zu folgenden Uhrzeiten im Büro vorbeikommen, um eine Flasche zu kaufen:

Den ganzen November lang Montags und Donnerstags von 18-22 Uhr

+++nur solange der Vorrat reicht++

Aufruf zur Brigade nach Andalusien März 2019

Es ist wieder soweit! Kaum ist die letzte Brigade zurück aus Almería planen wir schon die nächste, um im nächsten März so gut wie möglich vorbereitet nach Andalusien zu fahren. Dafür suchen nach politisch aufgeweckten Mitstreiter*innen, die Interesse haben über vier Wochen hinweg an unserer kommenden Brigade teilzunehmen. Meistens sind wir eine Gruppe von acht bis zwölf Menschen. Spanischkenntnisse und die Fähigkeit im Team zu arbeiten sind Teilnahmevoraussetzungen. Arabisch-, Russisch-, und Französischkenntnisse sind von großem Vorteil. Die Flüge und Verpflegung werden von den Teilnehmer*innen eigenständig gezahlt. Wir kommen über die gesamte Zeit im Gewerkschaftsbüro der SOC-SAT in Almería unter. Neben der nachhaltigen Unterstützung der Gewerkschaftsarbeit der SOC-SAT ist es unser Ziel neue Aktivist*innen zu finden, die dauerhaft mit uns zusammen arbeiten wollen. Im Vorfeld der Brigade setzen wir die Teilnahme an regelmäßigen Vorbereitungstreffen voraus. Auch Menschen, die nicht aus Berlin kommen, können an unseren Brigaden teilnehmen.

Wenn ihr Interesse habt, lest euch die Informationen des Aufrufes im Anhang durch und kontaktiert uns.

Filmvorführung „Días de Lucha Días de Luto“ am 22.Nov. im Global Village Neukölln

Wir zeigen unsere Doku über die Arbeits- und Lebensbedingungen der migrantischen Landarbeiter*innen im Global Village in Neukölln um 18:30 Uhr.

Wer noch nicht die Chance hatte, die Doku zu sehen, ist herzlich eingeladen!

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