Käsekooperative Rio Tucuyo Spendenaufruf

2. August 2014|Spendenaufrufe

Der landwirtschaftlich geprägte venezolanische Bundesstaat Lara im mittleren Westen Venezuelas blickt  auf eine lange Tradition des Kooperativ-Wesens zurück. Der Kampf gegen den Großgrundbesitz und die gemeinschaftliche Bewirtschaftung von Land sind zentral für die Geschichte von Lara. Auch bei der Etablierung basisdemokratischer Strukturen im Rahmen des bolivarianischen Transformationsprozesses spielt dieser Bundesstaat eine zentrale Rolle. In keinem anderen Bundesstaat Venezuelas wurden in den vergangenen Jahren so viele „Comunas“ gegründet wie in Lara. „Comunas“ sind Zusammenschlüsse von Nachbarschaftsräten, sog. „Consejos Comunales“, die unabhängig von den Organen der repräsentativen Demokratie, wie Bürgermeistern und Gouverneuren, über ihren eigenen Haushalt und eigene Aufgabenbereiche, wie Infrastruktur, Gesundheit, Bildung etc. verfügen. Im Sommer 2013 besuchten wir das erste Mal die kleine Stadt Rio Tucuyo in der Provinz Torres. Die Einwohner der Stadt leben fast ausschließlich von der Landwirtschaft und gründeten im Jahr 2012 zwei Comunas, zum einen die Comuna „Santiago Santa Ana“ und zum anderen die Comuna „Camacuro“. Über die organisierten „Comunas“ wurden in den letzten drei Jahren verschiedene Maßnahmen durchgeführt, die die Lebensqualität der Bewohner_innen der Stadt und des Umlands spürbar verbessert haben. Zu den durchgeführten Maßnahmen zählen u.a. die Asphaltierung mehrerer Straßen, die Verlegung von Wasserleitungen und der kommunale Wohnungsbau.

Ein weiteres kleineres Projekt, das durch den „Consejo Comunal Guaidi, Sector El Paraiso“ (der Gemeinderat formt einen Teil der „Comuna Santiago Santa Ana“) iniziiert wurde, ist eine kleine Käseproduktionseinheit in der Oberschule „Saroche Guaidi“. Auf die Schule gehen circa 200 Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren, die zum Teil einen Fußweg von bis zu zwei Stunden hinter sich bringen müssen, um jeden Tag zur Schule zu gelangen. Die Projektidee der Käseproduktion geht zurück auf die Lehrer_innen der kleinen Schule in der ländlichen Gemeinde. Der Naturwissenschaftslehrer Pedro Camacho, der ehemals bei einem multinationalen Nahrungsmittelproduzenten arbeitete, beantragte erste Projektmittel zusammen mit weiteren Lehrer_innen bei der „Gran Misión Agricola Venezuela“ (Landwirtschaftsföderprogramm der Regierung). Auf diese Art und Weise erhielt die Schule einen großen Teil der erforderlich Arbeitsutensilien für die Käseproduktion.

Die Schüler_innen sind bei der Käseproduktion die Lieferanten des wichtigsten Rohstoffs: der Ziegenmilch. Die Familien der Schüler_innen sind mehrheitlich Kleinbauern und halten Ziegen für den Eigenbedarf an Milch. Einen Teil des Ziegenmilchüberschusses aus der Familienproduktion wird von den Jugendlichen mit in die Schule gebracht. Anfangs wurde in der Schule sporadisch mit einfachen Hilfsmitteln die Ziegenmilch zu Käse verarbeitet und in den Mittagspausen mit einer warmen Mahlzeit verzehrt. Die Weiterverarbeitung mit den neuen technischen Hilfsmitteln ermöglicht jedoch eine kontrollierte Produktion von Käse und anderen Milchderivaten, die weit über den eigenen Bedarf der Schule hinausgeht. Mit Hilfe der neuen Produktionseinheit, für die ein eigener Raum auf dem  Schulgelände aufgebaut wurde, wird nun Ziegenkäse produziert der durch Schüler_innen und Lehrer_innen auf dem Stadtmarkt verkauft wird.

Die Erlöse aus dem Verkauf des Ziegenkäse kommen der Schule zu gute. Ein neuer Computer mit Internetanschluss wurde bereits mit dem Geld erworben, die täglichen Mahlzeiten für die rund 200 Schüler_innen haben sich in ihrer Vielfalt und Qualität deutlich verbessert und vom Erlös ist auch der Erwerb von modernen Unterrichtsutensilien geplant. Das Projekt befindet sich im Moment noch in seiner Anfangsphase. Vor allem die Bedingungen der Käseproduktion sollen weiter verbessert werden. Es fehlt dem Produktionsraum noch an einer Klimaanlage und ausreichend Kühlungsmöglichkeiten für die fertigen Milcherzeugnisse. Bei unserem letzten Besuch in Rio Tucuyo haben wir und dazu entschlossen das Projekt zu unterstützen und sind auf der Suche nach den finanziellen Mitteln, damit die kleine Käsekooperative der Lehrer_innen und Schüler_innen der Oberschule „Saroche Guaidi“ richtig loslegen kann. Auch unsere kommenden Brigadereisen sollen uns nach Rio Tocuyo führen. Eine längerfristige Zusammenarbeit mit den Comunas „Santiago Santa Ana“ und „Camacuro“ wird vorbereitet.

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