Eine Woche in Barinas

4. September 2013|Brigaden

Die erste Station auf unserer Suche nach einem neuen Ausgangspunkt für unsere Arbeit in Venezuela führte uns in den ländlich geprägten Bundesstaat Barinas. Wir wurden offiziell über das Museum für ländliche Kultur eingeladen, um einen Vortrag mit dem Titel “Aprender de las Derrotas ” (Aus den Niederlagen lernen) zu halten. Thema des Vortrags, den wir am Ende unseres einwöchigen Aufenthalts hielten, war der Sozialismus in der DDR und die Gründe, die zu seinem Scheitern führten. Die Idee unseres Vortrags mit anschließender Diskussion war Parallelen und Unterschiede zwischen den Schwierigkeiten beim Aufbau eines Sozialismus des 21. Jahrhunderts und den Problemen des gescheiterten Realsozialismus in Deutschland zu debattieren.

Der Schwerpunkt unseres Aufenthalts in Barinas lag jedoch auf der Suche nach einer Gemeinde mit der wir in Zukunft eine nachhaltige Zusammenarbeit planen können. Aus diesem Grund trafen wir uns mit Aktivisten der politischen Landbewegung “Corriente Revolucionaria Bolivar y Zamora”. Die Landarbeiterbewegung begleitet und unterstützt ländliche Gemeinden in ihrem Bestreben sich selbst zu verwalten. Die “Corriente Bolivar y Zamora” übernahm als Teil vom Ministerium für Kommunen in den vergangenen Monaten die Aufgabe Gemeinden bei der Gründung von sogenannten “Comunas” zu unterstützen. Kommunen sind Zusammenschlüsse von mehreren Gemeinderäten die sich politisch und administrativ zu einem großen Teil selbstverwalten. Zu den Aufgaben einer “Comuna” gehören unter anderem die lokale Gesundheitsversorgung, Wasser- und Abwasserversorgung, Bildung, Wohnungsbau, der Aufbau einer Lokalökonomie und vieles mehr. Die Idee dabei ist, dass sich die Mitglieder einer Region basisdemokratisch darüber verständigen, welche Schritte notwendig sind, um ein solidarisches und menschenwürdiges Zusammenleben zu ermöglichen.

Gemeinsam mit den Aktivistinnen besuchten wir eine ländliche Gemeinde namens “El Regalo”. Die zwei Gemeinderäte des Dorfes haben in den vergangenen Monaten im Rahmen der Initiative “Casa por Rancho” (Haus für Hütte) Finanzierungshilfen erhalten, mit denen sie sich neue Häuser bauen sollen. Es kam jedoch zu Schwierigkeiten, da ein Vermittler zwischen der Gemeinde und den Baumärkten Checks im Wert von umgerechnet 30.000 Euros unterschlug. Bei der Übertragung von politischer und administrativer Verantwortung an die Gemeinden entstehen vielfältige Probleme, die im Besten Fall von der Gemeinde selbst gelöst werden sollen. Nach Informationen des Ministeriums für Kommunen bestehen in 900 von 2300 Gemeinderäten Probleme mit der Verwaltung von Finanzmitteln.

Wir hatten auch die Gelegenheit eine neu erbaute Zuckerfabrik in der kleinen Stadt Sabanetta, dem Geburtsort des verstorbenen Präsidenten, zu besuchen.

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