Brigade Pablo Neruda – Kursarbeit in Cumaná und Barcelona

15. September 2011|Brigaden

Die knapp einmonatige Kursarbeit der diesjährigen Venezuelabrigade “Pablo Neruda” fand zeitgleich in den Küstenstädten Barcelona und Cumaná statt. In beiden Städten haben wir bereits durch Aktivitäten vergangener Jahre eine größere Anzahl an Kontakten aufbauen können. Schwerpunkt der diesjährigen Zusammenarbeit bildeten die Fischfabrik “Gaviota” in Cumaná und “Vivex”, eine Fabrik für Autofensterscheiben in Barcelona. Beide Unternehmen sind heute nach einer längeren Phase von Protesten und Arbeitskämpfen verstaatlicht. Ausgehend von den beiden Fabriken in deren Räumlichkeiten, bzw. in deren direkter Nähe wir wohnten, suchten wir ebenfalls den Anschluss zu den umliegenden Gemeinden und boten auch für diese Kurse an. Ziel unserer Arbeit in beiden Standorten war und ist die Unterstützung der Organisation und Interessenvertretung der Arbeiter und die Förderung des Austauschs zwischen den Fabriken und Gemeinden zugunsten der Entstehung allumfassender, selbstorganisierter, kommunaler Strukturen.

Im Vergleich zu den Vorjahren unserer Brigadetätigkeiten in Venezuela versuchten wir dieses Jahr vertiefter mit lokalen Kollektiven und politischen Interessengruppen zusammenzuarbeiten und unser Kursangebot mehr auf die konkreten Bedürfnisse auszurichten. Durch einen erhöhten politischen Anspruch der Kurse wollen wir nun auch vermehrt den politischen Transformationsprozess vor Ort direkt unterstützen.

-Cumaná-

In der Fabrik für Fischkonserven “Gaviota” gaben wir bereits letztes Jahr einen Zeitungskurs. In der entstandenen Zeitung haben sich die Arbeiter unter anderem kritisch zu den aktuellen Arbeitsbedingungen der verstaatlichten Fabrik geäußert und eine erweiterte Arbeitermitbestimmung gefordert. Dies war Grund genug für die von der Gewerkschaft beeinflussten Fabrikleitung, uns dieses Jahr einen solchen Kurs zu untersagen. Jedoch schafften wir es mit einem Großteil der damaligen Mitstreiter der Arbeiterschaft einen Theaterkurs zu organisieren, in dem die Anliegen in anderer Form diskutiert und verbreitet werden sollen. Neben Theater-, boten wir ebenfalls Graffiti- und Englischkurse in der Fabrik und der umliegenden Gemeinde an. Nach einigen Startschwierigkeiten des geplanten Politikkurses, fand auch dieser regelmäßig und unterschiedlich gut besucht, viermal die Woche statt. Der Großteil unserer Cumaná-Gruppe blieb über den Brigadezeitraum hinaus in Venezuela und hat entschieden, die dort angefangenen Projekte und Kurse fortzuführen und zu intensivieren. Geplant waren nun auch Politikkurse in verschiedenen Gemeinden und eine erweiterte Zusammenarbeit mit verschiedenen Gruppen und Kollektiven, die sich für einen Ausbau von Arbeiterselbstverwaltung einsetzen. Letztendlich wurden all diese Pläne durchkreuzt, denn wie sich im Laufe unserer Arbeit immer weiter herauskristallisierte, handelten wir gegen die Interessen der Gewerkschaft, welche nicht an einer Arbeiterverwaltung interessiert ist. Dies führte letztendlich dazu, dass wir aus der Fabrik “verbannt” wurden und man unterstellte uns Absurditäten, z.B. von der CIA gesandt worden zu sein und verbreitete die Meinung, dass wir eigentlich nur gegen die Arbeiter handeln wollen. Trotz allem haben wir detaillierte Erfahrungen gesammelt, die unsere Arbeit auf diesem Gebiet in Zukunft bereichern und verbessern werden.

-Barcelona-

In der Autoglasfabrik Vivex gaben die Brigadisten einen Zeitungskurs, einen Politikkurs und einen Siebdruckkurs. Damit wollten sie den Arbeitern der seit längerer Zeit umkämpften und nun unter Arbeiterkontrolle gestellten verstaatlichten Fabrik ihre Hilfe anbieten. Durch immer noch ausstehende Lohnzahlungen und die stillgelegte Produktion (bis auf das Auswechseln von Scheiben) waren wenige Arbeiter in der Fabrik unterwegs. Diese Lage der Belegschaft machte eine kontinuierliche planmäßige Durchführung der Kurse schwierig. Der Siebdruckkurs entstand in Kooperation mit der anliegenden Gemeinde und konnte sich somit einer großen Teilnehmerzahl erfreuen. Unser Anliegen konnte also trotz anfänglicher Schwierigkeiten über die Grenzen der Fabrik hinaus an einen größeren Personenkreis herangetragen werden und wurde von vielen sehr positiv aufgenommen.

Hier unsere Fotos:

 

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