Newsletter März

25. Februar 2019|Newsletter

Im kommenden März steht der internationale Frauenkampftag an. Der feministische Kampf nimmt eine zentrale Rolle in der in der Überwindung des Kapitalismus ein. Wir gestatten uns deshalb einen kleinen Ausflug in die Geschichte der deutschen Frauenbewegung.

Mitte des 19. Jahrhunderts bildeten sich in Deutschland erste Frauenbewegungen. Nicht nur in konservativen Kreisen, sondern auch in den eigenen Reihen, stieß die Forderung nach Gleichstellung der Frauen auf Kritik. Der internationale Frauenkampftag wurde erstmals 1911 ausgerufen. Darüber hinaus wurde in Deutschland und anderen Ländern Europas um 1918 das allgemeine Wahlrecht für beide Geschlechter eingeführt.

Mit dem Verbot und der Verfolgung der Frauenbewegungen und deren Organisationsstrukturen zur NS-Zeit wurden wieder klassische Geschlechterrollen zementiert. Der Muttertag als NS-Propagandainstrument trieb die Entmündigung der Frauen auf die Spitze. Keinesfalls durften Frauen freie Verfügung über ihre Lebensgestaltung haben.

Nach der NS-Diktatur wurde in den ostdeutschen Bundesländern der Frauenkampftag formal ideologisch abgehalten und richtete sich hauptsächlich auf die Würdigung der Arbeitskraft im Wiederaufbau. Vollzeit zu arbeiten, Kinder zu betreuen und nebenbei den Haushalt zu meistern wurde in der DDR erwartetet und als Gleichstellung dargestellt. In den Entscheidungsgremien war die Mitbestimmungsmöglichkeit kaum vorhanden. In den westdeutschen Bundesländern wurde den Frauen die Zuständigkeit für Hausarbeit und Kinderbetreuung zugewiesen. Eine Erwerbstätigkeit wurde ihnen häufig abgesprochen. Die Frauenkampftage wurden vorerst mit anderen allgemeinen Themen besetzt, wie dem Kampf gegen die Wiederbewaffnung der BRD und dem klaren Nein zur Bundeswehrarbeitsstelle als Gleichstellungsmaßstab.

Im Zuge der Studierendenrevolten um 1968 wurden aus der Frauenbewegung die Forderungen nach Empowerment und einer Wiederaneignung des Frauenkampftages laut. Auch innerhalb der 68er brach sich Empörung über Ungleichbehandlung und mangelndem Respekt Bahn. So kam es auf der Delegiertenkonferenz des SDS zu den bekannten Tomatenwürfen. Damalige Transparente proklamierten: Kein Sozialismus ohne Feminismus – kein Feminismus ohne Sozialismus

Nach der Wiedervereinigung wurde die Kritik an der bigeschlechlichen Geschlechterzuordnung größer. Doch die Erkenntnisse der Gender-Studies allein wurden zum zahnlosen Tiger, erfolgreich vom Kapitalismus integriert und führten zum sogenannten Diversity Management in großen Unternehmen. Ein weiterer wichtiger Punkt wurde die Debatte um die ungerechte Verteilung von Reproduktionsarbeit.

Derzeit gewinnt der Frauenkampftag weltweit an Dynamik. Antikapitalistische Forderungen und die Kritik vieler weiterer Diskriminierungsformen haben ihren Platz. Alle Männer* sind dazu aufgerufen, sich eine Platte zu machen, wie Solidarität für diesen Kampf aussehen kann. Über die Unterstützung am Tag des 8. März hinaus.

Doch bis dahin rufen wir euch alle auf, den internationalen Frauenkampftag* zu unterstützen! Frei nach dem Slogan spanischer feministischer Generalstreiks „Wenn wir streiken, steht die Welt still.“

1. Aufruf für den 2.3. um 11 Uhr der Gruppe Encuentro de Mujeres* Migrantes en Berlin

Lateinamerikanische Migrantinnen* in Berlin mobilisieren zum Frauenstreik* am 8.3. Zur Vorbereitung wird es am 2.3. um 11 Uhr ein Teffen in unseren Vereinsräumen geben. Wenn Sie eine Migrantin* sind und sich für die Teilnahme am lateinamerikanischen Block der Mobilisierung am 8. März interessieren, kommen Sie zu unserem nächsten Treffen am 2. März im Büro von Interbrigadas e.V.. (Genter Str. 60, 13353 Berlin).:

8 de marzo: Día Internacional de la Mujer* Trabajadora.

Las mujeres* migrantes en Berlin nos movilizamos.

Convocamos a un día de lucha el 8 de marzo, contra todas las formas de opresión que padecemos por ser mujeres*, por ser migrantes/racializadas y por ser trabajadoras.

Nos movilizamos para mostrar que sin el trabajo de las mujeres* migrantes, la economía alemana no funciona: porque hacemos la mayor parte de los trabajos precarizados, mal pagados y las tareas de cuidado.

Si sos mujer* migrante y te interesa participar en el bloque lationamericano de la movilización del 8 de marzo, acércate a nuestro próximo encuentro el 2 de marzo en la oficina de Interbrigadas e.V. (Genter Str. 60, 13353 Berlin).

Nos juntamos a desayunar, conocernos, discutir por qué nos movilizamos y por qué hacemos huelga. ¡Te esperamos!

2.  Filmvorführung „Días de Lucha Días de Luto“ SDS Leipzig 13.3. um 16Uhr Hörsaalgebäude Augustplatz

Das Plastikmeer von Almería (Spanien) ist Europas größte Anbaufläche für Treibhausgemüse und seit einigen Brigaden eines unserer Arbeitsfelder. Etwa 100.000 migrantische Landarbeiter*innen arbeiten unter widrigsten Bedingungen in den dortigen Gewächshäusern und Abpackhallen. Ausbeutung, Rassismus und Diskriminierung sind an der Tagesordnung. Ein großer Teil des produzierten Gemüses landet in deutschen Supermärkten. Doch immer wieder regt sich Widerstand…

Der Film ist auf unserer Brigade Berta Cáceres 2017 entstanden und begleitet 22 Arbeiter*innen bei ihrem Protest mit der lokalen Landarbeitergewerkschaft SOC-SAT. Er gibt einen tiefen Einblick in die Zustände der landwirtschaftlichen Produktion im Süden Spaniens und die Organisation von Widerstand gegen diese extreme Form der Ausbeutung.

3. Global denken, lokal handeln: Unsere Intervention auf der Fachmesse Fruit Logistica

Laut eigener Aussage hat die FRUIT LOGISTICA 2019 hat mit einer gestiegenen Zahl von Aussteller*innen und Fachbesucher*innen, mehr Innovationen und einer stärkeren Internationalisierung ihren Status als führende globale Business Plattform für den Fruchthandel unterstrichen. Über 78.000 Fachbesucher*innen aus 135 Ländern und 3.200 Aussteller*innen aus 90 Ländern zeigten komplette Marktübersicht

Demnach kommen 42 Prozent der europäischen Obst- und Gemüse-Produktion aus Spanien und Italien. 2018 ist Deutschland mit Abstand der wichtigste Importmarkt innerhalb der EU mit 5,3 Millionen Tonnen Obst und 3,2 Millionen Tonnen Gemüse. Im Mutterland des Discounters gehen mehr als 50 Prozent der Obst- und Gemüsemengen über die Tresen von Aldi, Lidl und Co. , also mehr als in anderen EU-Ländern.

Das Cover des Wegweisers durch das Label-Labyrinth zeigt die unübersichtliche Vielfalt von Bio- und Fair-Labeln. Quelle: Christliche Initiative Romero/Marco Fischer (grafischer.com)

Um ein Zeichen gegen strukturelle Marktausbeutungsmechanismen im Lebensmittelhandel zu setzen, haben wir auf der aktuellen FRUIT LOGISTICA 2019 eine symbolische Protestaktion durchgeführt. Da viele Standards z.B. Labels nur auf soziale oder ökologische Aspekte fokussieren geht der ganzheitliche Nachhaltigkeitsansatz verloren.

Die Christliche Initiative Romero e.V. hat über 90 gängige Logos untersucht, die Lebensmitteln und Kleidung faire und ökologische Produktion bescheinigen sollen. Häufig wurden viele Labels von der Industrie geschaffen und unterliegen meistens der Marktlogiken. Auditbesuche von Zertifizierungsunternehmen sind für außen stehende Marktakteur*innen meist intransparent durchgeführt und hinterlassen Lücken in der Befragungsmethode der Angestellten Personen bzw. blenden deren Jobverlustängste und teilweise prekären Aufenthaltsstatus aus.

 

4. Bedrohung für Venezuela

Unser Vereinsmitglied Jonas Holldack hat ein kleines Interview zur politischen Lage in Venezuela gegeben. Die Situation in Venezuela hat sich seit der Erklärung von Guaído zum Interimspräsidenten und den Einmischungsversuchen von außen weiter zugespitzt. Eine von uns jüngst übersetzte und verbreitete Deklaration führte zu kontroversen Reaktionen. Viele teilen die Kritik an den inneren Ursachen der langjährigen Krise in Venezuela, andere hielten sie nicht für authentisch und “zu liberal”; angesichts offensichtlicher imperialistischer Aggressionen sei es nicht Zeit für Wahlen. So berechtigt diese Einwände sind, sie ändern nichts an der Richtigkeit der enthaltenen Aussagen. Aussagen, die oft unter den Tisch gefallen lassen werden, um nicht dem “Feind” zu nützen. Über die politischen Positionen kann man jedenfalls streiten finden wir und wünschen uns, dass sie als Beitrag zu einer ehrlichen Debatte in der Soli-Bewegung verstanden werden.

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