Newsletter Februar-März 2020

15. Februar 2020|Berichte, Newsletter

Eine Weile ist vergangen seit unserem letzten Newsletter und es gibt Spannendes zu berichten. Wir haben die Zeit nach der letzten Brigade genutzt, um uns in Strategiediskussionen zu vertiefen und unsere Arbeit zu reflektieren. Ganz in diesem Sinne haben wir über den Jahreswechsel fieberhaft an der Erstellung einer Broschüre gearbeitet, die auf sechzig Seiten unsere Erfahrungen aus den letzten fünf Jahren mitsamt Brigaden und Kampagnen beleuchtet und diskutiert. Außerdem ist unsere Doku über den Arbeitskampf der 22 Migrant*innen nun online (für alle, die sie noch nicht bei einer Vorführung sehen konnten). Im März wird dann schon wieder eine kleine Brigade nach Andalusien aufbrechen und evt. zur Sondierung nach Marokko weiterreisen. Zeitgleich steht der März in Berlin ganz im Zeichen des Frauen*kampftages und wir haben unsere andalusische Genossin und Schriftstellerin Susana Falcón Tornú zu Gast, die ihre zwei letzten Werke vorstellt und mit uns anschließend diskutieren möchte.

Viel Spaß bei der Lektüre!

Euer Interbrigadas-Team

Inhalt

Bericht: Widerstand am Tellerrand – Konferenz für eine solidarische Landwirtschaft in Bern

Frisch gedruckt: Unsere Broschüre “Vom Anfang und Ende der Lieferkette“

Aufruf: 8. März: Internationaler Frauen*kampftag

Veranstaltung: Kämpfe Andalusischer Frauen zur Zeit Francos und heute – Buchvorstellung am 20. März

Endlich: Unsere Doku ist online!

Veranstaltungshinweis: Soli-Küfa für Klimaprojekte in Chiapas, Mexiko

Bericht: Widerstand am Tellerrand – Konferenz für eine solidarische Landwirtschaft in Bern

Vier von uns nahmen Anfang Februar an der Konferenz “Widerstand am Tellerrand” des Europäischen BürgerInnenforums (EBF) in Bern in der Schweiz teil. Anlass war der 20. Jahrestag der Pogrome von El Ejido, bei denen rassistische Überfälle und Brandstiftungen auf marokkanische Arbeiter*innen internationale Bestürzung und Betroffenheit hervorriefen. Auch 20 Jahre später ist die Debatte um die Situation der migrierten Arbeiter*innen in der andalusischen Landwirtschaft noch aktuell, wie unsere Schweizer Genoss*innen hervorheben:

“Die Industrialisierung und Supermarktisierung der Landwirtschaft schreitet weltweit voran. Diese Entwicklungen haben tiefgreifende soziale Folgen: Ausbeuterische Arbeitsverhältnisse und entwürdigende Lebensbedingungen sind in der Landwirtschaft Normalität. […] wir [erinnern] an die Pogrome von El Ejido, diskutieren über politische Wege zu mehr Gerechtigkeit in der Nahrungsmittelproduktion und planen konkrete Aktionen. Gewerkschaften, Konsument.innen, Bäuer.innen, Arbeiter.innen und solidarische Menschen: Die Landwirtschaft betrifft uns alle. Es ist höchste Zeit für eine sozial-ökologische Wende!”

Unser Mitglied Steffen, Hervé von der Casa Sankara, Sónia von der Sezonieri-Kampagne, Laura von der SOC-SAT Almería und Urs Säckinger vom Solifonds (v.l.n.r.)

Gemeinsam mit Aktivist*innen des EBF, Longo Mai und natürlich unseren Genossinnen von der SOC-SAT haben wir auf der Konferenz einen Workshop begleitet. Aber auch mit Aktivist*innen, Wissenschaftler*innen und Gewerkschaften aus Österreich, der Schweiz, Italien und anderen Ländern konnten wir uns vernetzen und Pläne für kommende Projekte schmieden. Die Konferenzteilnehmer*innen einte eine gemeinsame Analyse der Missstände in der europäischen Landwirtschaft: Kapitalistische Verwertungslogik, Preisdruck und Ausbeutung bringt nicht nur Kleinbäuer*innen gegenüber der Agrarindustrie in enorme Bedrängnis (Stichwort Höfesterben), sondern führt zu den unzumutbaren Arbeitsbedingungen, die die SOC-SAT in Almería anprangert, aber auch in der Schweiz, Italien und Österreich zu Formen moderner Sklaverei führen. Wir Teilnehmer*innen nahmen ein Gefühl der Bestärkung mit, den Kampf gegen Windmühlen nicht alleine führen zu müssen. Danke an die Schweizer Genoss*innen für die Einladung und die gelebte Solidarität!

Das Programm der Konferenz findet ihr auf der Website: widerstand-am-tellerrand.ch/programm

Frisch gedruckt: Unsere Broschüre „Vom Anfang und Ende der Lieferkette“

Die Konferenz in Bern war gleichzeitig die erste Vorstellung unserer ersten Publikation über unsere Andalusienarbeit: “Vom Anfang und Ende der Lieferkette” reflektiert fünf Jahre Brigadeerfahrungen in Andalusien mit der SOC-SAT. Auf sechzig Seiten, die wir in den letzten Monaten gemeinsam gefüllt haben, versuchen wir, historische und aktuelle Entwicklungen im Plastikmeer nachzuzeichnen, porträtieren Arbeitskämpfe und Union Busting, lassen unsere Genoss*innen über ihre Arbeit berichten, diskutieren politische Schlussfolgerungen und unterziehen das Konzept Brigade einer kritischen Analyse.

Hier findet ihr den ersten von mehreren Artikeln, die wir in den kommenden Wochen online stellen wollen.
Infos, wo wir unsere Broschüre in nächster Zeit präsentieren werden, folgen in Kürze!

Ein Blick ins Inhaltsverzeichnis lohnt sich!

Wir stellen nicht nur unsere eigenen Erfahrungen und Positionen erstmals in einer Broschüre zusammen, sondern lassen auch unsere Bündnisparter*innen der SOC-SAT und des EBF zu Wort kommen. Deshalb ist die Broschüre nicht nur für Menschen interessant, die einen Einblick in unsere Arbeit und die Lage in Almería gewinnen wollen, sondern auch für die engagierte Zivilgesellschaft, Politik, und Interessierte, die an unsere Positionen mit strategischen Gedanken anknüpfen wollen.

Die druckfrischen Exemplare liegen ab sofort im Interbrigadas-Büro aus und können gegen eine Spende – Empfehlung 5€ – erworben werden. Wir versenden euch auch gerne ein Exemplar mit der Post (+2€ Versand), schreibt uns einfach an info@interbrigadas.org.

Aufruf: 8. März: Internationaler Frauen*kampftag

Kein Feiertag, kein Partytag – es ist der internationale Frauenkampftag! Es begann als eine Initiative von Frauenorganisationen in der ganzen Welt in schwierigen Zeiten, kurz vor dem Ersten Weltkrieg. Klare Vorschläge, einen Tag des Kampfes von und für Frauen auszurufen, kamen von Clara Zetkin auf der Zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz und von Frauen der Sozialistischen Partei Amerikas (SPA) in den Vereinigten Staaten. Der 8. März ist nicht der Tag, an dem der Kampf der Frauen einmal im Jahr inszeniert wird. Es ist ein Tag, an dem die Frauen im Laufe des Jahres einen Raum finden können, um sich auf der Straße wieder zu treffen, um des Kampfes zu gedenken, der an 365 Tagen im Jahr im öffentlichen und privaten Raum stattfindet. Es ist ein Moment des Austauschs und der Schöfpung von Energie zusammen mit den compañeras.

Alliance of internationalist feminists:

Aufruf an alle Frauen*, Lesben, Trans* und Inter-Personen zur revolutionären 8. März Demonstration 2020 in Berlin

Wo: S+U Bahn Warschauer Straße

Wann: 8.3.2020, 15 Uhr

Link der VA: https://www.facebook.com/events/553759761906876/

Veranstaltung:Kämpfe Andalusischer Frauen zur Zeit Francos und heute – Buchvorstellung am 20. März

Vergessen und verleugnet: An diesem Abend möchten wir der Geschichte andalusischer Frauen, ihren Kämpfen und ihren Stimmen den Platz geben, der ihnen zusteht. Zu Gast ist unsere Genossin Susana Falcón Tornú, argentinisch-andalusiche Schriftstellerin, Journalistin und Aktivistin der Andalusischen Arbeiter*innengewerkschaft SAT. Bei der Vorstellung ihrer letzten zwei Werke geht es an diesem Abend erstens um Porträts von 100 Frauen, die der Vergeltung und Ermordung durch das franquistische Regime zum Opfer fielen.

Doch obwohl die Stiefel der spanischen Faschisten viele Triebe zertraten, konnten sie die Wurzeln des Widerstandes nicht zerstören. Immer wieder wurde und wird an die Traditionen angeknüpft: So erzählen uns im zweiten Buch Frauen von ihrer Rolle im Kampf des kommunistisch verwalteten Dorfes Marinaleda, das heute weit über Andalusien hinaus bekannt ist.

Wo: Prinzenallee 58, 13359 Berlin

Wann: Freitag den 20.03.2020 um 19 Uhr

Eintritt: 1-2€

Eine Veranstaltung in Kooperation mit: Frauenstreikkomitee Wedding, Hände weg vom Wedding und Helle Panke e.V.

Endlich: Unsere Doku ist online!

Hier geht’s zum Link von labournet.tv, dem Online-Archiv für Filme aus der Arbeiter*innenbewegung: https://de.labournet.tv/unter-dem-plastik-der-strand

Das Plastikmeer von Almería (Andalusien) ist Europas größte Anbaufläche für Treibhausgemüse. Etwa 100.000 migrantische Landarbeiter*innen arbeiten unter widrigsten Bedingungen in den dortigen Gewächshäusern und Abpackhallen. Ausbeutung, Rassismus und Diskriminierung sind an der Tagesordnung. Ein großer Teil des produzierten Gemüses landet in deutschen Supermärkten. Doch immer wieder regt sich Widerstand…

Nachdem wir die Doku von Aline Juarez an vielen Orten vorgeführt haben, auf Festivals eingereicht haben und viel mit den Zuschauer*innen diskutieren durften, ist der Film nun auch online zu sehen.

Die Doku wurde von Aline Juarez auf unserer Brigade Berta Cáceres 2017 gedreht und er begleitet 22 Arbeiter*innen bei ihrem Protest mit der lokalen Landarbeitergewerkschaft SOC-SAT. Er gibt einen tiefen Einblick in die Zustände der landwirtschaftlichen Produktion im Süden Spaniens und die Organisation von Widerstand gegen diese Ausbeutungsstrukturen.

Hier geht’s zum Link auf der Plattform von labournet.tv, dem Online-Archiv für Filme aus der Arbeiter*innenbewegung: https://de.labournet.tv/unter-dem-plastik-der-strand

 

Soli-Küfa für Klimaprojekte in Chiapas, Mexiko

Der Bloque Latinoamericano sammelt im Rahmen einer Küfa Geld für die Initiative Plantando Vida, eine Aktivist*innengruppe aus Tonala, Chiapas, die durch selbstorganisierte Wiederaufforstungskampagnen dem Raubbau an der Natur entgegentritt.

Wann: 17. März 2020

Wo: Tommyhaus, Wilhelmstraße 9, 10963 Berlin

 

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