Hoch die internationale Solidarität! – 4. Brigadebericht der Brigade Juan Goytisolo

9. April 2018|Brigaden

¡Eurosol en lucha! – Demonstration am 28.03. in Almería

Der Arbeitskampf der gewerkschaftlich organisierten Belegschaft des Gemüseproduzenten Eurosol begleitete uns über die gesamte Brigade. Am letzten Tag protestierten wir wie schon am ersten gemeinsam mit unseren Genoss*innen: Das Unternehmen hatte Mitte März zwei Arbeiter aufgrund ihres gewerkschaftlichen Engagements entlassen und vier weitere suspendiert – entsprechend groß war der Unmut. Diesmal ging es, nach ausgerufenem Streik, zu einer lautstarken Demonstration auf die Straßen Almerías. Die knapp 50 kämpferischen Arbeiter*innen des Betriebs erfuhren dabei zusätzlich Unterstützung von verschiedenen politischen Akteuren aus der Region wie der anarchistischen Gewerkschaft CNT-AIT Almería, Podemos, Izquierda Anticapitalista Revolucionaria (IZAR), der Nachbarschaftsinitiative aus El Puche sowie von solidarischen Gewerkschafter*innen der SAT aus ganz Andalusien. Wir forderten die sofortige Wiedereinstellung der zwei entlassenen Arbeiter*innen, das Ende der systematischen Schikanierung der Kolleg*innen, die sich an Protesten beteiligen und die Einhaltung des lokalen Tarifvertrags für die Gewächshausbranche. Wir hielten Kundgebungen vor der lokalen Handelskammer, der Arbeitsinspektion, der Regionalverwaltung und vor dem Justizpalast ab. Vor allem die Arbeitsinspektion aber auch das lokale Gericht in der Region sind extrem überlastet. Die Gerichtsverfahren ziehen sich über mehrere Jahre hin – Zeit, die viele Migrant*innen nicht haben. Diese strukturellen Missstände werden von Unternehmen regelmäßig ausgenutzt, um sich aufbegehrender Arbeiter*innen zu entledigen – meist ohne rechtliche Konsequenzen. Doch im Fall Eurosol zeichnet sich momentan ein Arbeitskampf ab, der für folgende Kämpfe in der Region eine exemplarische Bedeutung haben kann.

Semana Cultural in der SAT-Hochburg Marinaleda

Ihren gemeinsamen Abschluss fand die Brigade in einem Ausflug ins „kommunistische Dorf“ Marinaleda (https://www.interbrigadas.org/die-brigade-gerda-taro-hasta-la-victoria-siembre/), wo anstelle der christlichen Semana Santa die Semana Cultural gefeiert wird. Als Programmpunkte wurden Podiums- und Gruppendiskussionen zu verschiedenen politischen Themenfeldern, Film- und Buchpräsentationen sowie Konzerte organisiert. Für diese Festivitäten reisten Gäste aus ganz Spanien aber auch aus Frankreich, Italien und Deutschland an. Für einen Teil der Brigade Juan Goytisolo war Marinaleda die letzte Station.

¡El Cerro resiste! ¡Ni un paso atras! – die Räumung des Cerro Libertad wird verhindert

Wie schon zur Besetzung “Die Besetzung einer leestehenden Finca bei Jaen” vor fast genau einem Jahr entschieden sich fünf Brigadist*innen, die SAT bei der Verteidigung ihrer über ein Jahr instandgesetzten und bewirtschafteten Finca ‘Cerro Libertad’ zu unterstützen. Die BBVA hatte gegen einzelne Aktivist*innen eine Klage eingereicht und infolge dieser wurde für den 2. April eine Räumung angesetzt. Gut vorbereitet und mit Hilfe rund 70 solidarischer Unterstützer*innen, konnten die Bewohner*innen die Räumung verhindern und auf dem Gelände bleiben. Die Guardia Civil fuhr zwar mehrmals mit einem Wagen vor, drehte aber aufgrund fehlender Möglichkeiten das Gelände zu betreten wieder um. So zumindest der offizielle Bericht in den Medien. Zu fragen bleibt, warum sie ohne Gerichtsvollzieher anreisten, ohne welchen sie gar nicht hätten räumen dürfen. Nun muss die Bank BBVA, Eigentümerin des Grundstückes, eine erneute Durchführung erbitten. Bis dahin also etwas Ruhe für die Genoss*innen, Zeit die Sachlage mit den Richter*innen zu klären und noch mehr Leute zu mobilisieren, denn der Kampf ist noch lange nicht gewonnen. Wir freuen uns zu berichten, dass die Arbeiten auf der Olivenplantage bereits wieder aufgenommen werden konnten. Falls ihr Interesse daran habt den die Olivenplantage des „Cerro Libertad“ zu besuchen und als Freiwillige bei der Instandhaltung und bei der Ernte der Oliven mitzuhelfen, könnt ihr uns gerne kontaktieren und wir vermitteln euch an die Aktivist*innen der besetzten Finca.

Internationale Solidarität – Der Fall Eurosol begleitet uns mit nach Deutschland

Für den Fall Eurosol waren wir uns sicher, dass unsere Abreise nicht das Ende unserer Unterstützung bedeuten darf. Wir werden den Arbeitskampf in Deutschland und auf europäischer Ebene weiter austragen: Unsere Kampagne “Ya Basta – Arbeitskampf bei Eurosol“, bei der wir Supermärkte, Zertifizierungsdienstleister und Institutionen auf die Arbeitsrechtsverletzungen aufmerksam machen, hat bereits Früchte getragen: GlobalGAP, eines der größten europäischen Zertifizierungssysteme, hat infolge unserer Kampagne Kontrolleure zu Eurosol und weiteren von ihnen zertifizierten Unternehmen in Almería geschickt, um die Arbeitsbedingungen zu prüfen. Ob diese Kontrollen letztendlich zu einer Verbesserung der Zustände bei Eurosol führen, bleibt offen. Denn das zu bekämpfende Problem ist struktureller Art: Die Unternehmen befinden sich am Anfang der Lieferkette, stehen aber unter dem ökonomischem Preisdruck der europäischen Supermärkte. Deshalb werden wir nicht dabei stehen bleiben die Unternehmer*innen vor Ort zur Verantwortung zu ziehen. Der Kampf ist ein internationaler und muss auch so geführt werden.

Wir werden euch über die weiteren Entwicklungen unserer Kampagne auf dem Laufenden halten.

Solidarische Grüße,

Eure Brigade Juan Goytisolo

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